Jubiläen in einem
Verein, auch wenn sie wie das 85-jährige nicht so bedeutend sind, bilden immer
einen Anlass, wieder einmal in die Geschichte des Vereines zurückzublicken.
Gerade einmal 15 nachgewiesene Vorstände hat der FC Bad Wörishofen in diesen 85
Jahren "verbraucht", was für relativ große Konstanz in der Führungsarbeit
spricht. Da liegt der Verschleiß an Trainern, speziell in den letzten Jahren,
schon wesentlich höher, denn es dürften insgesamt etwa 30 gewesen sein, davon
etwa 10 in den letzten etwa 20 Jahren.
Bemerkenswert vielleicht auch, dass der Verein zumindest seit Kriegsende 1945
nur in zwei Spielklassen beheimatet war. Entweder die Mannschaft spielte in der
Bezirksliga (welchen Namen und welche Qualität diese auch immer hatte) oder in
der A-Klasse, die wir seit einigen Jahren "Kreisliga" nennen. Dass ausgerechnet
im Jubiläumsjahr erstmals der Abstieg nach weiter unten droht, sollte eigentlich
Ansporn genug sein, dies zu verhindern. Für kontinuierliche Jugendarbeit sorgten
nachgewiesen seit den 30er-Jahren 16 verschiedene Jugendleiter.
Dem kundigen Rechner ist inzwischen sicher schon bewusst geworden, dass das
Gründungsjahr des FCW das Jahr 1920 gewesen sein muss. Hervorgegangen ist er aus
dem damals schon bestehenden Turnverein und es müssen mutige Männer gewesen
sein, die einen selbstständigen Fußballverein aus der Taufe hoben. Denn nur
zwei Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges und kurz vor der großen Inflation
hatten die Menschen sicher auch andere Sorgen. Gerade deshalb sollten Namen wie
Hans Linder, Thomas Scharpf, Otto Holzhauser, die zu den Gründungsmitgliedern
zählten, nicht vergessen werden. Sie muss sich gleich gut entwickelt haben, die
erste Wörishofener Fußballmannschaft, denn am 4. Mai 1921 berichtete die
Wörishofer Zeitung von einem Spiel, das unglücklich mit 2:3 gegen Kaufbeuren
verloren wurde, bei dem aber das Spiel des linken Verteidigers "herzerfrischend"
gewesen sei, der "rechte und der mittlere Haff durchaus ihren Mann gestanden
hätten" und "der Sturm tadellos durchkombiniert gespielt" habe.
Das zarte Pflänzchen Fußball ist danach offensichtlich weiter gut gewachsen,
denn wohl noch vor 1930 dürfte der Sprung in die damalige A-Klasse geschafft
worden sein. Auch bereits eine Jugendmannschaft war in den 20er-Jahren aktiv und
erfolgreich. Von schweren Zeiten waren dagegen bereits die 3o-er-Jahre
gekennzeichnet. Wie viele andere Turn- und Sportvereine wurde der Fußballclub im
Jahre 1933 von den neuen Machthabern des regimes schlichtweg aufgelöst. Doch
schon drei Jahre später erfolgte im Gasthof Post, dem späteren Kurgartencafe,
die Wiedergründung. Hieß es in der ersten Hälfte der Vierziger-Jahre wegen des
fürchterlichen Krieges sicher oft schweren Herzens Abschied zu nehmen von
beliebten und tüchtigen Sportkameraden, so war die zweite Hälfte des Jahrzehnts
von Wiederaufbau und Neuanfang geprägt. Bereits am 18. August 1946 stand das
legendär gewordene Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Kreisliga Schwaben
gegen den FC Memmingen auf dem Programm. Sage und schreibe 4000 Zuschauer hatten
sich auf dem Sportplatz in Mindelheim eingefunden und der 5:0-Sieg gilt noch
heute als einer der größten Erfolge. Linder; Zachmann, Berchtold W.; Haag,
Berchtold X., Thiemann; Leo, Stegmaier, Maurer, Barth und Mendelsohn lautete im
WM-System die damalige Aufstellung.
Was folgte, war die in der Geschichte wohl bis heute erfolgreichste FCW-Zeit.
Die Mannschaft spielte dauerhaft bis zum Ende der 50er-Jahre in der höchsten
schwäbischen Liga, der späteren II. Amateurliga, und besaß stets den Ruf einer
v.a. technisch versierten Truppe. Fleißige Hände der Vereinsmitglieder hatten
den Platz im heutigen Kurpark mit Aschenbahn und Tribüne versehen, und er galt
für Gastmannschaften als heißes Pflaster. Dennoch gab es einige Turbulenzen in
der Vorstandschaft und erst als 1955 Studienrat Helmut Langer für immerhin 15
Jahre die Vereinsführung übernahm, schwamm das Vereinsschiff wieder in ruhigeren
Gewässern. Mit Fritz Thiemann stand ihm jedoch auch eine tragende Persönlichkeit
des FCW zur Seite. Der Beginn der 60er-Jahre brachte dann erstmals den Abstieg
in die Niederungen der damaligen A-Klasse, was nicht leicht zu verdauen war. Was
danach folgte, war der sportlich dauerhafte Wunsch, wieder Bezirksliga zu
spielen. In den folgenden 40 Jahren konnte er mehrmals verwirklicht werden, doch
war es ein ständiger Wechsel zwischen diesen beiden Klassen. Aufstiege konnten
1968, 1978, 1983, 1988, 1991 und 2001 gefeiert werden. Ebenso oft ging es
jeweils nach einigen Jahren auch wieder nach unten.Rolf Hemberger war es, der
mit seinem 19 "Dienstjahren" von 1980 bis 1999 dem FCW am längsten vorstand.
Gespielt wird übrigens seit 1967 im Stadion "Am Unteren Hart", einem herrlichen
Sportgelände, das in den letzten Jahren zu einem Mekka für Trainingslager von
prominenten Profiteams wurde. 1. FC Nürnberg, 1860 München, Besiktas Istanbul,
Partizan Belgrad (alle je 2x), die irakische Nationalmannschaft direkt nach dem
Krieg in diesem Land, Slavia Prag, Waldhof Mannheim, Karlsruher SC, Rotweiß
Erfurt oder LR Ahlen, aber auch Teams aus Polen und sogar aus China nützten
bereits die ausgezeichneten Trainingsbedingungen. Ob sich von ihnen auch die I.
FCW-Mannschaft einmal etwas abschaut, wenn es wieder einmal heißt, höhere Ziele
anzustreben?
Zu wünschen wäre es jedenfalls, denn auch mit 85 Jahren soll der Verein doch
nicht "in die Jahre" kommen!